Die dunkle Vergangenheit der „Anstalt“ in Haar-Eglfing

Alma Midasch im Gespräch mit Bezirkstagskandidatin Bianka Poschenrieder

22. Juli 2018

Über 20 Interessierte folgten der Einladung von Bezirkstagskandidatin Bianka Poschenrieder zu einem Rundgang auf dem Klinikgelände des Isar-Amper-Klinikums des Bezirks Oberbayern und zur Führung im dortigen Psychiatrie-Museum.

Auch wenn es heute ein modernes Krankenhaus für Psychiatrie mit Abteilungen für Gerontopsychiatrie, Forensische Psychiatrie, Neurologie, Suchttherapie und Psychotherapeutische Medizin ist, so war die Heil- und Pflegeanstalt während des zweiten Weltkriegs bekannt für menschenunwürdige Gräueltaten, die nicht einmal vor den Kindern halt machten. Bei einem Rundgang auf dem Klinikgelände wurden unter anderem zwei gut erhaltene Jugend- bzw. Heimatstilkirchen besucht, in denen Werner Dresel, der ehemalige Pflegedirektor des Klinikums und die beiden Gemeinderäte Peter Ziegler und Horst Wiedemann, den Besucherinnen und Besuchern, die Entwicklung des Geländes, die zahlreichen Um- und Neubauten, die Geschichten rund um Haar I und Haar II und deren Veränderungen näherbrachten. Auch eine Gedenkstätte für die über 2000 Toten, die ihr Leben während des NS-Regimes in der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Haar lassen mussten, wurde besucht. Im Museum lauschte die Gruppe dann interessiert und mit großem Entsetzen den Ausführungen von Alma Midasch, die selbst vor 58 Jahren als 19-jährige Krankenschwester im Klinikum angefangen hat, lange Jahre dort tätig war und seit ihrer Pensionierung den Aufbau des Psychiatrie-Museums mitbetreut hat. Ihre authentische Erzählung des damaligen Klinikalltags jagten vielen den ein oder anderen Schauer über den Rücken, zeigen sie uns doch besonders deutlich auf wie menschenverachtende Art und Weise zur NS-Zeit und auch noch danach gehandelt wurde. Darüber hinaus verfügt das Museum über eine faszinierende Sammlung diverser Erinnerungsstücke, medizinischer Gerätschaften und verschiedenster Dokumente von über einem Jahrhundert Psychiatriegeschichte. Nicht nur Text- und Bilddokumente der NS-Zeit, auch Ausstellungsgegenstände aus den Jahren der Hungerhäuser vervollständigen das erschreckende Bild der früheren Zustände. Insgesamt ergeben sich für die Besucher durchaus interessante Einblicke in das Leben der damaligen „Anstalt“, denn auch die Arbeits- bzw. Beschäftigungsfelder der Patienten, deren Freizeitaktivitäten und deren Tagesablauf wird dargestellt. Heute wäre vieles davon undenkbar – damals war es leider grausame Realität!

Wir sollten alle dafür einstehen, dass wir solche dunklen Zeiten nie mehr erleben müssen. Dieses Museum ist auf jeden Fall einen Besuch wert, es erzählt auf beeindruckende Weise vom Schicksal psychisch kranker Menschen.

Ein herzliches Dankeschön für die gute und informative Führung an Herrn Dresel, Herrn Ziegler und Herrn Wiedemann und an Frau Midasch für die Einblicke in den Alltag am Klinikum.

Teilen