Ein interessanter Besuch im Berufsbildungswerk Kirchseeon

Besuch im Berufsbildungswerk Kirchseeon

17. September 2018

Gemeinsam mit der ehemaligen stellvertretenden Bezirkstagspräsidentin Ursula Bittner und der Erdinger Bezirkstagskandidatin Ulla Dieckmann, sowie Sabrina Tarantik von der Flüchtlingshilfe Erding, besuchte ich das Berufsbildungswerk in Kirchseeon.

Der Geschäftsführer Bernd Zimmer und Herr Herbert Erbarth nahmen sich viel Zeit und berichteten uns ausführlich über Ihre spannende Arbeit in der Ausbildung. Gemäß dem Leitspruch der Einrichtung: „Ihr Abschluss ist unser Erfolgsanspruch“, ist es das Anliegen des Berufsbildungswerkes jeder Maßnahmeteilnehmerin und jedem Maßnahmeteilnehmer das erfolgreiche Abschließen des gewünschten beruflichen Bildungszieles zu ermöglichen.

Und egal wie schwierig es manchmal auch ist, über 60 Prozent der Absolventen und Absolventinnen halten mindestens 6 Monate an der ersten Arbeitsstelle durch. Nach 2,5 Jahren sind sogar 80 Prozent im Arbeitsmarkt integriert. Ein Erfolg, der für sich spricht.
Und wer die Abschlussprüfungen beim ersten Mal nicht schafft, hat eine zweite Chance und mit großer Wahrscheinlichkeit gelingt der Abschluss dann im zweiten Anlauf. Selbst denjenigen, die es nicht schaffen eine Anstellung in einem Betrieb zu erhalten, haben im Laufe der Maßnahmen wichtige Fähigkeiten und Fertigkeiten gesammelt, die sie dann beispielsweise in einer Werkstatt für behinderte Menschen einbringen können.

Das Berufsbildungswerk in Kirchseeon, eines von 52 Berufsbildungswerken in Deutschland, gibt es bereits seit über 40 Jahren. Seit dieser Zeit unterstützen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lern- und/oder psychisch beeinträchtigte junge Menschen bei einer Berufsausbildung.

Gerade auch die Arbeit mit den Flüchtlingen konnten wir an diesem Nachmittag näher kennenlernen. Wir waren beeindruckt vom Potenzial, welches in diesen Angeboten des Berufsbildungswerkes steckt. Bei der sogenannten assistierten Ausbildung werden die jungen Menschen auf ihrem Weg durch die Ausbildung persönlich begleitet. Es beginnt mit vorbereitenden Maßnahmen, wie Deutschkurse oder andere Trainings und wird zu einer kontinuierlichen Begleitung des Auszubildenden während der ganzen Ausbildung bis zum Praktikumsplatz in einem Betrieb. Diese individuelle Betreuung mit einem 1:8-Schlüssel verhindert Ausbildungsabbrüche und hilft allen Beteiligten durchzuhalten. Derzeit sind etwa 40 junge Menschen dabei eine assistierte Ausbildung zu absolvieren, die Hälfte bereits erfolgreich im dritten Lehrjahr. Die größte Hürde war neben der Sprache Deutsch das Allgemeinwissen der Flüchtlinge und das kulturelle Unverständnis, das Lernen wichtig ist. Doch das BBW hat auch diese Probleme in den Griff bekommen. Nach dem ersten Durchlauf der assistierten Ausbildung werden bei Lidl 18 Lagerlogistiker beginnen und 2 Flüchtlinge können wenigstens als Hilfsarbeiter übernommen werden und haben so auch eine feste Anstellung. Der zweite Ausbildungsjahrgang gestaltet sich deutlich aufwendiger, denn es muss mit Flüchtlingen aus 21 verschiedenen Landkreisen in 10 verschiedenen Betrieben und 8 Berufsschulen zusammengearbeitet werden. Trotzdem würde das BBW gerne einen erneuten Durchlauf starten um die gesammelten Erfahrungen weiter einzusetzen und letztlich spornt der Erfolg an.

Doch eine fehlende Co-Finanzierung bremst das Berufsbildungswerk derzeit leider noch aus. Hier braucht es klare Signale von Seiten der Politik, damit diese wichtige, wertvolle und vor allem erfolgreiche Maßnahme weitergehen kann.

Zum Schluss unseres Besuchs besichtigten wir noch das erlebnispädagogische „Camp“, in dem 2 Gruppen junger Flüchtlinge jeweils für eine Woche im August zu Gast im BBW waren. Neben dem Erproben praktischer Fähigkeiten wie Holzhütten bauen, Kissen nähen und Pizza backen und Besuchen der verschiedenen hauseigenen Werkstätten, wurde auf spielerische Art und Weise eine Potentialanalyse erstellt. Diese ermöglicht es nun im Nachgang mögliche Berufsfelder zu finden, die den Interessen und Neigungen der jungen Menschen entsprechen um sie dann entweder in eine Ausbildung im BBW zu übernehmen, ihnen einen Praktikumsplatz zu vermitteln oder vielleicht sogar eine Ausbildungsstelle im Rahmen der assistierten Ausbildung anzubieten.

Die wertvolle Arbeit, die im BBW geleistet wird verdient unseren allergrößten Respekt, unsere Anerkennung und Unterstützung.

Herzlichen Dank sagen wir für den schönen Besuch und das informative Gespräch.

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