Einladung zu einem Waldspaziergang im Ebersberger Forst unter dem Motto: Wie steht es um den Ebersberger Forst in Zeiten des Klimawandels?

an Poschenrieders Lieblingsplatz

20. August 2018

Der Ebersberger Forst - Schutz- und Erholungsfläche 

Wenn wir Landkreisbürger durch den Forst wandern, mit offenen Augen die vielfältigen Pflanzen wahrnehmen, den frischen Duft nach geschlagenem Holz in der Nase und das Gezwitscher der Vögel im Ohr, dann fühlen wir uns daheim und doch wie im Urlaub. Ein Spaziergang durch den Ebersberger Forst ist einfach immer wieder schön. So auch bei unserem letzten Besuch am 14. August. Knapp 30 Teilnehmer genossen die Führung von Dr. Heinz Utschig und Linda Madl von den Bayerischen Staatsforsten.

Los ging es mit ein wenig Waldgeschichte. Die erste urkundliche Erwähnung des Forstes stammt aus dem 13. Jahrhundert. Die ursprüngliche Bestückung des Forstes waren fruchttragende Laubbäume, bevorzugt Eichen und Buchen, gemischt mit Kiefern und Fichten zur Brennholz-Gewinnung. Trotz regelloser Waldnutzung wurde er zwischen1300 bis 1500 bereits Wildbannbezirk. Im ausgehenden Mittelalter führte dann die schlechte wirtschaftliche Lage der Bevölkerung, verstärkt während des 30jährigen Krieges, zu massiven Substanzeingriffen. Das Waldbild war durch eine lockere Eichen- und Buchenbepflanzung geprägt. Erst nach 1800 wurde die uns im Ebersberger Forst so geläufige Fichte als wertvoller Nutzbaum intensiv eingesetzt. Es begann die Zeit einer geregelten Forstwirtschaft, die Nebennutzungen durch die Anwohner wurden eingeschränkt. Ab 1990 führten dann die Orkane und das gehäufte Auftreten von Borkenkäfern zu erheblichen Schäden in den Fichtenbeständen. Aufgrund dieser Erfahrungen wird inzwischen an einem langfristigen Waldumbau gearbeitet: weg von nadelholzdominierten Beständen zurück zum laubholzreichen Mischwald. 

Eine Verjüngung mit Eichen und Buchen stabilisiert die Wälder und ein Mischwald ist für den Klimawandel auch besser gerüstet. Bis in 50 Jahren soll die Baumarten-Verteilung im Forst folgendermaßen aussehen: 40 % Kiefer und Fichte, je 5 - 10 % Douglasie und Tanne, 25 - 30 % Eiche und Buche. Dazu wird mit einer Mischung aus Ahorn Esche, Kirsche und Elsbeere angereichert. Zur Zeit verschiebt sich der Schwerpunkt der Pflanzenverjüngung gerade, die Buchenbepflanzung geht deutlich zurück und der Anteil von Tanne und Douglasie steigt. Nachdem sich die Fichte bei einer Durchschnittstemperatur von 7 °C am wohlsten fühlt und diese Temperatur bereits seit 1950 überschritten wird, ist der Umbau des Forstes auch dringend erforderlich. Heute liegt die durchschnittliche Jahrestemperatur im Forst bei 8 °C. Bei diesem Wert gefällt es dem Borkenkäfer übrigens am besten. Erwartet wird laut dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung für den Ebersberger Forst in den nächsten Jahren an die 10 °C. Bei 11 °C hat die Buche ihre Grenze erreicht, dann halten sich nur noch Eichen und bei noch höheren Temperaturen schließlich Korkeichen.

An vier Stationen im Wald wurden uns die Umbaumaßnahmen des Ebersberger Forstes näher gebracht: Die 1. Station lag mitten im Wildpark. Dr. Utschig sprach hier vom „Angeberwald“, denn dort stehen pfahlwurzelnde Tannen neben klimastabilen Buchen und hoch aufragende Douglasien, ein wunderbares Bild. Die Douglasie, ein aus dem Westen Amerikas eingeführter Nadelbaum, stellte er als den sogenannten „Brandgewinner“ vor. Ihre dicke Rinde schützt sie nämlich vor Feuer. Wer schon einmal einen brennenden Weihnachtsbaum erlebt hat, kennt das explosionsartige Abbrennen von Fichten. Überraschend für die Teilnehmer war nicht nur die schwere Entflammbarkeit von Douglasien. Neu war für die Teilnehmer auch, dass dieser Baum ein wichtiger Baustein zur Werterhöhung im Forstbetrieb darstellt. Und schließlich hat uns auch verblüfft, dass die größte Waldbrandgefahr nicht im heißen Sommer lauert, sondern im April, wenn der Altbestand ausgetrocknet ist und der Neubewuchs noch auf sich warten lässt. Den trockenen Sommer in diesem Jahr hat der Wald dagegen gut überstanden, schließlich gab es zwischendurch immer wieder Niederschläge. „Trockenes Brot“ nannte Dr. Utschig dann unsere 2. Station. Dort erklärte er uns die Herausforderungen des Wirtschaftsbetriebes Wald. Holzwirtschaft passiert heute ganzjährig. Es braucht ein ausgeglichenes Verhältnis von ökologischen und ökonomischen Zielen in einem erfolgreichen Forstbetrieb, eine Nutzung mit Bedacht ist heute im Ebersberger Forst angesagt. Denn neben der nachhaltigen Bewirtschaftung des Waldes und der Anpassung an den Klimawandel wird auch auf die Erholungsfunktion und die Sicherung hochwertiger Lebensräume für Fauna und Flora geachtet. Trotzdem trägt sich der Forstbetrieb selbst und erwirtschaftet einen Gewinn im mittleren zweistelligen Millionenbereich pro Jahr.  Bei der 3. Station erklärte uns Dr. Utschig stolz, dass hier „die Hausaufgaben gemacht sind“. Der  Waldbestand an dieser Stelle ist um 30 Jahre weiterentwickelt als an Station zwei. Der stärkere Umbau ist mit einem Anteil der Buche von 60 % unübersehbar, die Fichte wurde reduziert auf wenige besonders dicke Stämme und die Tanne hat ausreichend Platz für einen ungehinderten Wuchs. Und zuletzt waren wir im Lieblingsbereich der Familie Poschenrieder. Station 4 ist laut Dr. Utschig der sogenannte Biotop-Bereich mit dauerwaldartigen Strukturen. Dieser Bereich soll nicht mehr bewirtschaftet werden. Er ist FFH-Gebiet mit hohem Anteil von Biotop-Bäumen mit hoher Qualität und Methusalemen, die besonderen Schutz genießen. Hoher Buchenanteil, stehendes und liegendes Totholz und viele Höhlenbäumen bieten ein Paradies für Fledermäuse. 

Zum Abschluss zeigte uns Herr Straub vom LBV auf dem Heimweg nicht nur Meisenkästen, in denen Siebenschläfer ihre Jungen gerade großziehen, sondern auch einen Fledermauskasten, aus dem beim Öffnen eine Gruppe brauner Langohren flog. Obwohl - es könnten auch Bechsteinfledermäuse gewesen sein.(Zweifel entstand bei Herrn Straub durch ein unscharfes Foto von der Vorderseite der Fledermaus. Dieser konnte später durch ein scharfes Foto sofort auf den ersten Blick entkräftet werden, es war ein braunes Langohr.)

An dieser Stelle sage ich den beiden Exkursionsführern noch einmal ein herzliches Dankeschön für das geballte vermittelte Wissen, dem LBV-Fachmann danke für das Fledermaus-Erlebnis und allen Teilnehmern wünsche ich für die Zukunft viele erholsame Stunden in unserem unvergleichlich schönen und schützenswerten Ebersberger Forst. 

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