Unser Landkreis summt - in der Bienenbelegstelle „Sauschütt“ summt es erst recht

Bienenbelegstelle „Sauschütt“

31. Juli 2018

Mitten im Ebersberger Forst summt es ganz gewaltig an diesem Samstagabend. Denn hier betreibt der Imkereiverband Erding eine Begattungsstation für Bienen. Derzeit herrscht dort Hochbetrieb, denn die Saison reicht nur von Mitte Mai bis etwa Mitte August. Jeden Samstagabend treffen sich in dieser Zeit um 19 Uhr Bienenzüchter an der Waldgaststätte "Sauschütt" mit ihren Bienenköniginnen auf dem Weg zur Belegstelle. Eine gute Zeit also für einen Besuch der Landtagsabgeordneten Doris Rauscher und der Bezirkstagskandidatin Bianka Poschenrieder, die sich an diesem Samstagabend gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern vom Landschaftspflegeverband, vom Maschinenring und vom Bauernverband vor Ort ein Bild machten.

Die Züchter bringen aus bis zu 100 Kilometern Entfernung ihre ausgesuchten jungen Königinnen in hölzernen Begattungskästen zur Belegstelle. Von dort aus starten die Bienenköniginnen zwei Wochen lang zu ihren Hochzeitsflügen zu den Drohnensammelplätzen, die sich im Schutzgebiet um die Belegstelle befinden. Extra gezüchtete Drohnen der in Deutschland beliebten Bienenart Carnica warten dort zur Begattung auf sie. In einem Schutzradius von 7,5 Kilometern darf deswegen nur die beliebte Carnica-Biene gezüchtet werden. Die Bienenvölker dieser Rasse sind nicht nur in Bayern so beliebt, denn sie gelten als besonders sanftmütig und weisen eine gute Gesundheit und Leistungsfähigkeit auf.

Die Bienenbelegstelle „Sauschütt“, im Ebersberger Forst, ist seit 1978 von der Landesanstalt für Bienenzucht gemäß Art. 13 des Bayerischen Tierzuchtgesetzes anerkannt. Sie ist eine von 28 staatlich anerkannten Begattungsstationen für Bienenköniginnen in Bayern. Ein Team rund um Imkermeister Herbert Schwarzer kümmert sich vor Ort um die Bienen und zeigte den Gästen an diesem Abend interessante Einblicke in die Arbeit in der Belegstelle.

Die Bienen sind ökologisch und wirtschaftlich von großer Bedeutung. Nach Rind und Schwein sind sie dank ihrer Bestäubungsleistung unsere drittwichtigsten Nutztiere. Deshalb müssen sie auch in besonderem Maße geschützt werden, darüber sind sich alle Beteiligten des Besuchs beim anschließenden Gespräch in der Waldgaststätte "Sauschütt“ schnell einig.

Dennoch gibt es Optimierungspotenzial im Zusammenspiel und bei der Kommunikation zwischen Landwirten, Landschaftspflegeverband, der unteren Naturschutzbehörde und den Imkern. Über 8 Hektar Blühstreifen wurden beispielsweise in diesem Jahr von den Ebersberger Landwirten im Landkreis angelegt, um den Bienen Nahrungsquellen anzubieten. Eine Aktion, die auf das Engagement des Bundesverbands landwirtschaftlicher Fachbildung (VLF), des Maschinenrings, des Landschaftspflegeverbands und des Bauernverbands zurückging. Und an sich auch eine absolute lobenswerte und begrüßenswerte Idee - nach Aussage der Imker allerdings nicht. Wenn Pflanzen noch im November mit ihrer Blütenpracht die Bienen aus dem Stock locken, erschöpft das Ausschwärmen die Bienen zu stark, die sich zu der Zeit eigentlich schon in der Winterpause befinden. Es bleibt ihnen dann oft nicht genügend Energie für das Durchhalten im Winter und führt zu Verlusten im Bienenvolk. Hier wäre ganz klar der Wunsch der Imker lieber Pflanzen auszusäen, die vermehrt im Frühjahr und Frühsommer blühen, wenn die Bienen wirklich aktiv und auf Futtersuche sind. Auch die Pflanzungen entlang der Autostraßen bringen für die Bienen Nachteile. Die Imker sprechen dann von Wildunfällen, die durch die vorbeifahrenden Fahrzeuge entstehen. 90-Grad-Pflanzungen brächten hier eine deutliche Reduzierung der Bienenverluste. Auch das Abmähen der Wiesen am Mittag und Nachmittag gerade dann, wenn die meisten Bienen unterwegs sind, ist für die Imker mit weiteren herben Verlusten ihrer Bienen verbunden. Die meisten Landwirte wären sicher gerne bereit das zu berücksichtigen, sofern es ihnen möglich ist. Doch viele wissen einfach nicht Bescheid, denn in der Ausbildung kommt das Thema Bienen gar nicht oder nur in äußerst geringem Umfang vor. Und schließlich wünschen sich die Imker eine weitere Entbürokratisierung. Auch eine Förderung oder eine Ernteausfall-Vergütung wäre ein wichtiger Schritt auf dem Weg noch mehr Landwirte davon zu überzeugen ihre Felder mit Blühstreifen zu umranden und den Lebensraum der Bienen noch größer und vielfältiger zu gestalten.

Eine Abschlussbesprechung mit allen beteiligten Interessengruppen ist dazu in Planung und soll helfen, die Absprachen hier zu verbessern. Die Vernetzung auf Kreisebene wurde an diesem Abend von allen Beteiligten auf jeden Fall ein Stück weit ins Rollen gebracht und sie wird sicher noch weiter gehen – denn: Unser Landkreis summt!

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